Wir brechen auf von Pomonte, das antike ländliche Zentrum des westlichen Elba; der Weg (Wegweiser C.A.1. Nr. 9) beginnt an der kleinen Brücke über die Straße des Passatoio in die bebauten Felder des Tales. Der Weg ist über lange Strecken granitgepflastert und gut erhalten. Die Landschaft ist typisch terrassiert mit Trockenmauern, die die Kulturen trennen und stützen; hier sieht man tausende von Rebenreihen, einst bis auf die höchsten Hügel kultiviert, und man sieht kleinste Erdflecken den bloßen Felsen abgerunggen, ohne jedes mechanische Hilfsmittel, nur mit der Kraft der Arme, kultiviert.
Dies sind die Zeugen des Lebens eines Volkes, das im Schweiße der Mühe, in einer Kultur des Meeres und des Berges, bis in unsere Zeit durch Jahrhunderte der Geschichte gewachsen ist. Hie und da erscheinen die aus Granodioritplutongestein bestehenden Felsengruppen, hier "Coti" genannt, oder man findet sie in glatten und länglichen Plattformen auch auf dem Weg, auf die Präsenz besonderer Mineralien wie Aplitgänge, Porphyrium, Pegmathit Adern hinweisend. Der Maultierweg führte in die Nähe der kultivierten Ländereien, aber er war vor allem die einzige innere Verbindung um San Piero und Vallebuia zu erreichen. Die beiden Orte waren einmal sehr wichtig für die Förderung und Bearbeitung des Granits.
Um den unberührtesten Teil des Tales zu erreichen, muß man an der Kreuzung des Weges Nr. 31 und an den Ruinen eines kleinen Magazins nicht weit von einem Bach vorbei. Nach und nach, um so mehr wir uns von der bewohnten Gegend entfernen, verschwindet die bucholische Landschaft und macht der spontanen Vegetation Platz, die die einstmals bearbeiteten Gebiete schnell zurückerobert: eine emblematische Situation, von einem wechselhaften Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur, heute leider vergessen.
Von den Ruinen des Magazins erreicht man in kurzer Zeit einen Kastanienwald, wo ebenfalls ein Bach ist; über den Bach hinweg, den Weg nördlich verfolgend, steigen wir in häufigen Serpentinen auf, inmitten der Vegetation, bis wir an einige einsturzgefährdete Ruinen kommen. Die Vielzahl der im ganzen Tal verstreuten Magazine sind Zeugen für die immense einst vollbrachte Arbeit. Im Inneren der Magazine befinden sich die noch gut erkennbaren Instrumente (Kelterwannen, Kelterdeckel, Hölze, Hebelsteine usw.) zur Herstellung des Weines.
Um unsere Wanderung fortzusetzen, muß man am Graben Barione, wo ein Bach fließt, entlang, gehen. Hier ist die Vegetation üppig: hundertjährige Erlen, Steineichen und Kastanien (Castanea sativa) wachsen im Talgrund neben vielen Arten von Farnen, (Polypodium vulgare), Brombeeren, (Rubus ulmifolius) (optimaler Lebensraum und Versteck für die kleinen Bewohner der Macchia, die Grasmücken) uind Rankenpflanzen wie die Waldreben, (Vitalba elematis) mit langen hängenden charakteristischen Lianen; der Sturzbach fließt schnell entlang der Granitfalten, einmal kleine Becken, ein anderes Mal kleine Wasserfälle formend, all das in einer heiteren Landschaft.
Ab und zu scheint der Weg den Sturzbach zu verlassen, die Hänge des Tales nach Norden hinauf steigend, um ihm später wieder zu begegnen. So weitergehend, fast eine Stunde, immer vom Getöse des Wassers begleitet, kommen wir in die Nähe eines kleinen Wasserfalls, über welchen der Weg den Graben verläßt und den Berg auf der südlichen Seite des Sturzbaches heraufsteigt: Hier dominieren wieder Baumheiden, Erdbeerbäume und Steineichen die Vegetation. Der Boden des Weges ist oft von Wildschweinen (Stus scrofa) umgegraben, auf der Suche nach Wurzeln und anderem Futter versetzen sie auch große Steine. Andere, sehr scheue Huftiere, weiden in kleinen Gruppen auf den Wiesen des Grottaccia Hügels: Es sind die Muffeltiere (Ovis musimon), die oft ins Tal bis zum Bach absteigen, um die jungen Knospen zu ähsen. Der Weg steigt jetzt an, fast rückwärts, in Richtung des Grottaccia Hügels (Süd -West) und läßt die Macchia hinter sich. Am Gipfel angekommen, in der Nähe eines alten Capriles, finden wir eine Kreuzung; vor dieser müssen wir nach rechts abbiegen und, dem westlichen Hang entlang, weitergehen.
Der Weg führt in 20 Minuten bis zum Hügel der Grottaccia: (630 m Höhe) Man ahnt hier einen geheimnisvollen Geist von antikem Leben. Vom Gipfel über die Felsen und die antiken Trockenmauern, vermutlich von Bevölkerungen subapenninischer Kultur, gebaut, kann man ein eindrucksvolles Panaroma bewundern. Die oft mehr als ein Meter dicken Mauern bilden einen den Hügel umringenden Gürtel, der mal eine richtige Höhenbefestigung darstellen sollte.
Weiter unten in den buschigen Steppen einer Ebene, deuten sorgfältig geglättete Steine und Tonscherben auf eine antike Präsenz hin: Bevölkerungen von Land und Hirtenkultur wählten diese Anhöhen als Aussichtspunkte, (von hier dominiert man das Meer von Elba, Montecristo und Korsika) und als Verteidigungswälle gegen die Angriffe von kriegerischen für mehrere Jahrhunderte das Mittelmeer mit ihren Streifzügen dominierenden Bevölkerungen. In näheren Zeiten wurden die geglätteten Steine zur Bebauung von zwei, auf beiden Seiten des Plateaus heute noch sichtbaren herrlichen Caprili, benutzt). Um den Weg wieder aufzunehmen, vom kleinen Hügel aus, müssen wir an dem westlichen Caprile vorbeigehen, dann sofort nach links abbiegen, so befinden wir uns auf der Südseite des Hügels; von hier aus ist es leicht, hinab zu geben und sowohl den Monte Cenno als auch den Monte Orlano zu erreichen. Vorsicht bei der Gabelung: Dort müssen wir den Wegweiser Nr. 35 mißachten und, um nach Pomonte zurückzukehren, Nr. 31, Richtung Süd-West einschlagen. Den Gipfel des Monte Orlano erkennen wir an den riesigen verschiedenartig modellierten Granitfelsen und an charakteristischen Aushöhlungen und Schluchten von Erosionen hervorgerufen, am ganzen Monte Capanne vorzufinden.
An diesen Orten ist es ratsam sehr wachsam zu sein und schweigend fortzuschreiten, um jedes kleine Ereignis der Natur mitzukriegen: auf den Felsen ringsum, kann man den Schmätzer (Oenanthe hispanica), einen überwinternden Zugvogel mit gewundenen Linien und schwarzweißem Gefieder, wahrnehmen. Es ist etwas schwieriger aber ohne weiteres möglich, die Spinnen und kleine Insekten suchende Alpenbraunelle (Prunella collaris), unregelmäßiger Besucher der Steppe des Monte Capanne zu erspähen, Wie einfach ist es dagegen die Flugevolutionen des Mäusebussards (Buteo buteo) während der Paarungszeit zu beobachten, (zwischen März und Mai), oder die musikalischen Gesänge der Grasmücke (Sylvia melanocephala), der Dorngrasmücke (SyIvia cantillans) und des Sperlingsweibchen (Prunella niodularis), der Familie der Braunellen, die sich gern in den brachliegenden Feldern und Steppen aufhalten. In der Nähe des Monte Orlano macht die Wanderung eine nach Süd-Westen, fast den Hügel umgehende Wende und so können wir in kurzer Zeit von Süd nach Nord gelangen.
Wenn man den Caprile von Monte Schiappone erreicht, führt der Weg steil nach Nord - Westen hinab und ist mit Vorsicht zu begehen, vor allem bei Feuchtigkeit oder Glatteis. In wenigen Minuten befindet man sich in verlassenen Landwirschaftsgebieten, durch die dichte Vegetation nur noch schwer zu erkennen. Die hundertjährigen, mit Trockenmauern begrenzten Wegrände sind mit Flechten bizzarrer Formen bedeckt, sowie mit wilden und fruchtbaren spontanen Pflanzen, wie die Myrte (Myrhis communis), von den Einwohnern "Mortella" oder "Mortellizzo" genannt mit deren Beeren man einen ausgezeichneten Likör produziert. Am Ende des Abstieges befindet man sich wieder auf dem Weg Nr. 9, den wir um den oberen Teil des Tales zu erreichen durchgegangen sind; von hier aus werden wir in kurzer Zeit wieder nach Pomonte zurückkehren.
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